...ist ein geflügeltes wort. aber gestern habe ich wieder mal erlebt, wie das wohl zu umschreiben ist.

lieblingskollegin b. hat seit längerem eine beziehungs- und damit identitätskrise. sie stellt so ziemlich alles in frage, leidet, lässt keinen stein auf dem anderen.

war auch bei mir schon öfters der fall und drum sitzen wir oft spontan zusammen, trinken café (oder prosecco), diskutieren, trösten, lachen, verstehen und hören einander zu. oder sitzen einfach schweigend nebeneinander und sind füreinander da, rein durch die physische nähe, ohne grosse worte oder gesten. das sind jeweils momente, wo wir energien fliessen spüren, uns just wohl und geborgen fühlen, frischen mut, verständnis und zuversicht schöpfen können. eben als seelenverwandtschaft würde ich das definieren - und möchte es nicht missen...

auch wenn mitunter genau diese unsere seelenverwandtschaft für beziehungskrisen verantwortlich gemacht wird, leider.

...normaler samstagmorgen: ich lasse mich in der metzgerei hahn nach ein paar dummen sprüchen mit den drei metzger-jungs inspirieren, kaufe rindsvoressen und "sparsäckli" sowie dreierlei ghacketz. dann fachsimpeln wir über die möglichen zubereitungen von rindsvoressen und die passenden beilagen.

in krebs kleine markthalle diskutiere ich mit der lieben fontina über büffelkäse, den sie mir empfiehlt und ob man die havelaar bananen auch selbst abwägen muss sowie über einen artikel in der letzten hauszheitung der markhalle über die toscana, kaufe vier göttliche vanillejoghurts (aus dem tösstal) sowie etwas früchte und gemüse.

in der buchhandlung vogel frage ich wieder mal nach dem neuen buch von zeruya shalev und werde nett vertröstet und versprochen, dass sie mich anruft, wenn das buch eintrifft.

und die ersten geliebten osterküchlein für diese saison kaufe ich in der confiserie vollenweider, mit dem strahlenden hinweis der frau chefin, ob ich zufrieden sei mit dem preis von fr. 3.-- gegenüber fr. 3.80 vom letzten jahr.

dann sitze ich im fumetto mit inhaber sandro beim latte und wir plaudern über den geschäftsgang, die vor- und nachteile von selbständigkeit...

ein ganz normaler samstagmorgen - ich geniesse es! und ich weiss, warum ich migros, coop, aldi und consorten NIE mögen werde...

...mir kater moritz auf dem frisch bezogenen bett längs ausgestreckt, vor mir das notebook-display keck aufmunternd auf die ausgedehnte surf-tour wartend, neben mir shuffeln die kleinen jbl-satelliten über 648 handverlesene songs. was will mann mehr?

manchmal find ich's wunderschön, nichts aufregend spektakuläres zu tun und mich dabei vollends zufrieden und glücklich treiben zu lassen in meiner kleinen heilen welt aus gedanken, erinnerungen und gefühlen...

...erkenntnis zum neuen jahr, dass ich keine falschen erwartungen haben soll und dass andere nicht immer so empfinden müssen, wie ich das tue - damit hab ich doch so meine liebe mühe. und ertappe mich dabei, wie ich immer wieder naiv in die alten strickmuster zurückfalle...

...jetzt spielt mein ipod ziemlich unerwartet und unvorbereitet herbert grönemeyers halt mich. wahnsinn, dass es songs gibt, die so unwiderruflich mit starken emotionen und erinnerungen verbunden sind

mich in dir gefangen ... kopflos sorglos schwerelos ... bei dir ist gut anlehnen ... schön dass es dich gibt ... plauder auf mich ein ... halt mich nur ein bisschen bis ich schlafen kann ...

ich könnte kann noch heute mit dem saxophon laut heulen - und dabei merken, wie labil die gefühle immer noch reagieren

...so absolut scheusslichen brummschädel wie heute nacht hatte ich noch gar nie zu ertragen. das waren von 2 bis 5 uhr kopfschmerzen, wie wenn mir jemand von jeder seite ein paar stricknadeln in den kopf und in die augen gestochen hätte und dann genüsslich hin- und herstochert - der schmerz war nicht zu lokalisieren, kolossal stechig und nervig und öd!

dazu könnt ihr euch für den zustand meines hirns etwa bilder vorstellen, wie aus peter gabriels sledgehammer clip - wirr, schnell, dröhnend und schmerzhaft.

heute morgen nach dem wecker habe ich dann endlich zwei normale stunden schlaf angehängt - aber der schädel schwirrt auch jez noch.

ich frage mich, ob durch häufiges und ausgedehntes intensives nachdenken das hirn an seine kapazitätsgrenzen stösst oder ob das der beginn des "durchdrehens" sein könnte..?

...vergangenen jahr musste ich zeitweise schmerzhafte ordnung in meine gefühle bringen, quasi mitten aus der midlife-crisis finden, die jetzt doch schon eine weile anhält. ich weiss echt nicht, ob ich's schon geschafft hab..?

dabei war die negative erfahrung gleichzeitig die positive: ich möchte künftig haushälterischer gezielter mit meinen gefühlen umgehen, mich besser im griff haben und achtgeben, wo ich (zu viel) gefühl investiere, ohne mich hoffnungslos zu verrennen. eine weitere erkenntnis liegt darin, keine (zu hohen) erwartungen zu haben, welche dann nicht erfüllt werden können wollen. und ich habe erkannt, dass wichtige menschen in meinem umfeld nicht unbedingt immer so empfinden, wie ich mir das vorstelle wünsche.

und meine letzte erkenntnis ist, mehr nach dem prinzip des halbvollen und nicht des halbleeren glases zu leben. und freundschaften als freundschaften zu geniessen, ohne etwas anderes draus machen zu wollen.



wenn ich das alles bedenke, sollte 2005 emotional etwas ruhiger und gefestigter werden, als die letzten paar jahre es waren (vielleicht auch langweiliger..?).

ziele setzen und vorsätze fassen hab ich mir schon länger abgewöhnt; es kommt eh wie's kommt - und träume sind weiterhin erlaubt, denn...

...ein leben ohne illusionen wird zum existieren!

in diesem sinne wünsche ich allen einen motivierten start ins neue jahr!

...wenn man zwar e-mail-adresse und handynummer gespeichert hat, sich aber sonst nicht persönlich kennt, hinterlässt der verlust eines blogs eine "schmerzhafte" lücke.



eine lücke in meinen lese- und surfgewohnheiten, eine lücke in den comments, eine lücke beim schmunzeln und lachen, eine lücke in vielen meiner blog-gedanken und -themen.

und gleichzeitig mache ich mir genau in solchen momenten noch ernsthafter gedanken um die fortführung meines eigenen blogs...??!!

...ist eine eigenartige situation. meine frau besucht ihre frühere freundin g. da wäre nix dabei, eigentlich. aber die geschichte ist komplizierter, etwas im stil eines david lynch films, wo man am ende gar nichts mehr versteht.

durch meine frau habe ich g. damals zufällig kennengelernt, fand sie anfangs ziemlich strange, überhaupt nicht mein typ, jung, intelligent, hochinteressant. und einige wochen später hatten g. und ich eine relativ ernsthafte affäre, welche wir wohl anfangs beide nicht recht wahrhaben wollten. wir verdrängten unsere gefühle zuerst, und nahmen doch laufend mehr risiko in kauf, um uns zu sehen. länger, häufiger, intensiver, stets schlechtgewissiger, immer verliebter und schlussendlich nicht mehr fähig, das ganze zu verheimlichen. nach einigen monaten hatten die kleinen roten teufelchen ihren job wie erwartet hingekriegt.

ich will keinen alten café aufwärmen, hab ich (wir) doch mittlerweile die ganze sache recht gut im griff und verarbeitet. und doch ist der heutige tag sehr speziell für mich (und wohl auch für die beiden frauen).

das erste mail von g. datiert vom 24. februar 2002 und aktuell, tausendacht-hundertfünfundsiebzig mails später, sehen wir uns 1-2 mal monatlich, zum essen, plaudern, diskutieren, fantasieren, scherzen. freundschaftlich, spinnet, fröhlich, vertraut, immer noch sehr seelenverwandt und spannend. aber offiziell, transparent und akzeptiert. bis hierhin war und ist jedoch ein unheimlich langer und schmerzhafter weg.

dazwischen haben wir wahrhaftig "himmel und hölle" duchgeistert. unsere beiden angestammten beziehungen waren teilweise am rand des endgültigen scheiterns. ich wohnte vorübergehend 6 monate in einer eigenen wohnung, dann wieder zuhause und später nochmals zwei wochen bei einem kollegen, bis ich dann abermals zu hause landete. ehetherapeuten, stundenlange gespräche, entblössende kinderfragen, tränen, liebe, wut, freude, trauer, hilflosigkeit, hass, schmerz, vorwürfe, gemeinheiten, lügen, selbstdisziplin, versöhnung - das volle programm.

trotz vieler wundervoller stunden und der (un?)gewissheit, den anderen tief und ernsthaft zu lieben, haben g. und ich nie den letzten kick (mut?) aufgebracht, zusammen in eine neue zukunft zu starten - weshalb, weiss ich bis jetzt nicht schlüssig.

heute leben wir beide wieder in unseren "normalen" damaligen beziehungen. vielleicht reifer, gefestigter, sicherer und sogar glücklicher (mit den üblichen aussetzern). und die beiden frauen wagen diesen abend sogar den schritt, ihre frühere gutgelaunte frauenfreundschaft wieder zurückzuerobern.

ich bin heute nicht direkt beteiligt, nervös, zur untätigkeit verdammt, kann keinen einfluss nehmen. aber ich wünsche k. und g. von herzen einen stimmigen abend und die gegenseitige grösse, am alten café zwar kurz zu nippen. festzustellen, dass das schäumchen weg ist, ihn aber hoffentlich nicht aufwärmen, sondern einen neuen, frischen bestellen!

wenn das heute ohne böse überraschung positiv und konstruktiv abläuft, haben wir die hölle durchquert, süsse tautropfen auf den wolken geleckt und den ersehnten schritt auf den festen boden gemacht...

...ultimatives nachschlagen wieder mal was gescheites dazugelernt:

• philanthrop(ie) = menschenfreund, menschenliebe - lex.
• misanthrop(ie) = menschenfeind, menschenhass - lex.

in dem fall bin ich wechselhaft beides - je nach tageszeit..!?!